Bezirkspolitiker warnen: Prenzlauer Berg liegt bei fast allen Impfungen unter dem Berliner Durchschnitt
Es ist eines der größten Reizthemen in Prenzlauer Berg: Impfen. Während auf Bundesebene über die Impfpflicht debattiert wird, gibt es im Bezirk aktuelle Zahlen – die als „deutliches Warnsignal“ gewertet werden.
Schlusslicht Prenzlauer Berg
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Der Pankower Kinder- und Jugendgesundheitsdienst hat kürzlich seinen Bericht zu den Einschulungsuntersuchungen aus dem Jahr 2017 vorgestellt. Im Rahmen der Visite wird auch festgestellt, ob die 4129 untersuchten, künftigen Erstklässler pünktlich und ausreichend geimpft sind. Das Ergebnis: Bei fast allen Impfungen liegt Pankow unter dem Berliner Durchschnitt. Schlusslicht ist dabei Prenzlauer Berg. Die Zahl der Kinder, die etwa bei der Einschulungsuntersuchung zwei oder mehr Masern-Impfungen hinter sich hatten, lag im nördlichen Prenzlauer Berg bei 90,3 Prozent, im Süden des Stadtteils sogar nur bei 89,4 Prozent.
Das klingt zwar nach viel, aber die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent, damit eine Krankheit vollständig ausgerottet werden kann. Im Norden von Weißensee ist dieser Wert erreicht worden.
Bezirksverordnete fordern Impfpflicht
Masern-Panik muss angesichts der Zahlen nicht aufkommen. Dennoch halten die Mitglieder der Linke-Fraktion in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) die Ergebnisse für ein Warnsignal. Die geringen Zahlen in Prenzlauer Berg seien „erschreckend“, heißt es in einem Antrag, der zur BVV-Sitzung am Mittwoch eingereicht wurde. Darin fordern die Verordneten mehr Engagement gegen Impf-Muffel. Der Bezirk soll sich etwa an der Europäischen Impfwoche beteiligen – einer Öffentlichkeitskampagne, die jedes Jahr von der WHO ausgerufen wird, das nächste Mal von 20. bis 26. April 2020.
Doch das geht den Antragstellern noch nicht weit genug: Der Bezirk soll sich außerdem bei der Senatsverwaltung für eine Impfpflicht von Kinderkrankheiten einsetzen. Bevor ein Kind eine Kita oder Schule besuchen darf, sollen nach dem Willen der Bezirkspolitiker künftig Impfungen nachgewiesen werden müssen. Voraussichtlich wird zunächst im Gesundheitsausschuss über den Antrag beraten, bevor eine Entscheidung getroffen wird.