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2 Min. Lesezeit autofrei

Prenzlauer Berg wird autofrei

Autofrei Verkehrsschild
Fußgänger-Verkehrsschild in der Erich-Weinert-Straße in Prenzlauer Berg (Foto: Kristina Auer)

Modellprojekt Pankow: Ab September soll fast ganz Prenzlauer Berg für sechs Monate zum autofreien Stadtteil werden. Geplant sind Spielstraßen, Urban Gardening und ein Lastenrad-Sharing.


Okay, wir lösen auf: Natürlich war das ein Aprilscherz! Wir hoffen, dass wir einige von euch damit wenigstens ein bisschen zum Kichern gebracht haben…

Ein Stadtteil ohne Parkplätze und motorisierten Verkehr – so stellen sich Senat und Bezirk die Zukunft von Prenzlauer Berg vor. Als stadtplanerischer Versuch soll dies nun ein halbes Jahr lang in den Kiezen zwischen Schönhauser Allee und Kniprodestraße sowie S-Bahn-Ring und Torstraße ausprobiert werden. Nach den Diskussionen um Tempo 30 in ganz Pankow gehen Senat und Bezirk mit dem Projekt „Car(e)free Prenzlberg“ noch einen Schritt weiter. Es sei das letzte große Verkehrsprojekt des Senats vor den Berlin-Wahlen am 26. September, teilte die Senatsverwaltung für Verkehr mit.

Autofrei Karte

Geltungsbereich des Modellprojekts „Car(e)free Prenzlberg“ (Karte: mapz.com)

 

Die Pläne sehen vor, dass die Straßen in diesem Gebiet zwischen 1. September 2021 und 1. März 2022 nicht mit privaten PKWs befahren werden dürfen. Um sich im Stadtteil zu bewegen und etwa Einkäufe zu transportieren, werde ein umfangreiches Angebot für Lastenrad-Sharing gestartet, sagte Verkehrsstadtrat Vollrad Krüger (Linke) auf der Online-Pressekonferenz am Mittwochabend. Die Projektpläne sehen außerdem einen Schubkarren- und Bollerwagen-Verleih auf dem Kollwitzplatz vor. Wie der Lieferverkehr möglichst autofrei organisiert werden könne, werde derzeit noch beraten, so Krüger. Man sei im Gespräch mit Gewerbetreibenden und Händlerinnen, um auch hier möglichst viel vom LKW aufs Lastenrad zu bringen.

 

160 Parklets zum Flanieren und Verweilen

Auch das Parken ist im Bereich des Modellprojekts nicht erlaubt. Es würden aber Park+Ride-Ausgleichsflächen am Stadtrand geschaffen, etwa am S-Bahnhof Heinersdorf, erklärte Krüger. Auch an der Michelangelostraße im Norden von Prenzlauer Berg sollen rund 400 temporäre Parkplätze entstehen. Auf den freien Parkflächen plant die Senatsverwaltung im ganzen Stadtteil das Aufstellen von rund 70 Parklets, die laut Verkehrssenatorin Regina Grütters (Grüne) „zum Flanieren und Verweilen einladen“ sollen. Dafür stellt der Senat drei Millionen Euro aus dem Sonderfonds SYLVANA zur Verfügung. An der Schönhauser Allee sowie in der Bergmannstraße in Kreuzberg habe man mit den Parklets bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, so die Senatorin. Außerdem würden rund 50 Hochbeete für Urban Gardening aufgestellt.

Auch mehrere Initiativen für temporäre Spielstraßen haben am Modellprojekt mitgearbeitet. Während des Projektzeitraums werden das Göhrener Ei sowie die Kopenhagener, Liselotte-Herrmann und Belforter Straße als dauerhafte Spielstraßen ausgewiesen. „Wir freuen uns sehr, dass es künftig mehr Platz zum Rennen und Toben für unsere Kinder gibt“, sagte Stephan Häberle von der Spielstraßen-Initiative „Play it out“.

 

BVG startet Rikscha-Fahrdienst „Bergkönig“

Die BVG ist an dem Modellversuch mit dem Rikscha-Fahrdienst „Bergkönig“ beteiligt. Prenzlauer Bergerinnen und Prenzlauer Berger können sich abends ab 18 Uhr und an den Wochenenden durch den Geltungsbereich oder bis zur nächsten S-, U- oder Straßenbahnstation bringen lassen.

Nach dem Zeitraum von sechs Monaten wird das Modellprojekt mit Bezirk, Sachverständigen und Anwohnern in einem Beteiligungsverfahren ausgewertet. „Gegebenenfalls wird dann über eine dauerhafte Verkehrsberuhigung von Prenzlauer Berg entschieden“, sagte Krüger.