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8 Min. Lesezeit Bezirk Pankow

Kiezkultur verteidigen

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Kiezkultur verteidigen / Foto: Julia Schmitz

Jubelschreie am Teutoburger Platz, Angst um die Jugendfarm Moritzhof und der BER von Prenzlauer Berg: Was diese Woche im Viertel passiert ist, erfahrt ihr im Newsletter.


Atelierplätze für Künstler*innen verschwinden, das Colosseum musste schließen und nun ist auch noch die Kulturbrauerei bedroht. Für die Kulturszene in Prenzlauer Berg sieht es düster aus. In anderen Bereichen läuft es nicht besser. Eltern finden keine Kita- und Schulplätze und beim Bürgeramt müssen die meisten monatelang warten, bis sie einen Termin bekommen. Alle Parteien sind sich einig, dass sich etwas ändern muss. Doch was und wie genau wollen sie das umsetzen? Wir hatten euch um eure Fragen an die Kandidat*innen gebeten; diese haben wir im Anschluss an die Parteien geschickt, die aktuell bereits im Abgeordnetenhaus sitzen. Ihre Antworten polarisieren. Wie die Pläne der Politiker*innen aussehen, erfahrt ihr in unseren

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Wenn Mama das sagt / Foto: Christina Heuschen

 

Aus dem Bezirk


Jugendfarm Moritzhof / Foto: Verein Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg

Droht der Jugendfarm Moritzhof das aus?

Abenteuerspielplätze oder Kinderbauernhöfe waren während der Pandemie für viele Kinder und Jugendliche oft der einzige Ort, an dem sie sich mit Gleichaltrigen treffen konnten oder ein wenig „Normalität“ erleben konnten. Einen Beitrag leistet der Verein Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg mit seinem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37 und der Jugendfarmhof Moritzhof. Kinder hätten sich seit Beginn der Pandemie nach Bewegung und dem Kontakt zu anderen Kindern und Tieren gesehnt, sagt Birgit Blank. „Sie waren sogar regelmäßiger da als sonst“, erzählt die pädagogische Mitarbeiterin des Moritzhofs. Doch der Verein hat Angst.

Denn obwohl die Jugendarbeit in Berlin schon seit Jahren unterfinanziert ist, befürchten die Einrichtungen in Pankow mit Blick auf den Haushalt 2022/23 weitere Kürzungen. Allein im Bezirk Pankow droht laut Berechnungen der AG „§ 78 Offene Kinder- und Jugendarbeit Pankow“ ein Defizit von rund 1,1 Millionen Euro. Grund sei unter anderem eine andere Kosten-Leistungs-Rechnung. Dies könnte zur Schließung von einzelnen Einrichtungen im Bezirk führen, kritisiert Stephan Metzner. „Das ist nicht hinnehmbar. Es gibt nur noch ganz wenig Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Jugendarbeit ist nichts, was ausschließlich ehrenamtlich passiert. Das ist eine ganz klare staatliche Aufgabe“, sagt der Geschäftsführer vom Verein Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg. Tatsächlich steht im SGB IIIV, dem Kinder- und Jugendhilfegsetz, dass Angebote zur Förderung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden müssen. Nun hat sich der Verein an die Öffentlichkeit gewandt, um Schließungen zu verhindern.

Die Bezirksjugendstadträtin Rona Tietje (SPD) stimmt zu, dass die neue Berechnung ein großes Problem für den Bezirk Pankow sei. Dennoch gebe es keine Pläne, die Etats zu kürzen. „Wir haben uns als Bezirk ganz klar dazu bekannt, Jugendarbeit auf dem Niveau zu halten.“ Nichtsdestotrotz seien die Steuereinnahmen Berlins durch Corona niedriger und es sei unklar, wie die fehlenden Einnahmen kompensiert werden. „Wir als Bezirk plädieren dafür, nicht die sozialen Leistungen zu kürzen“, fügt Tietje hinzu.

Für Metzner ist klar: „Eigentlich wollen wir das, was die Standards des Jugendfördergesetzes sind. Die müssten einfach umgesetzt werden.“ Im Fall des Abenteuerspielplatz Kolle 37 wären das 4,6 Personalstellen. Tatsächlich bekommt der Verein über den Bezirk aber nur 2,5 Personalstellen gefördert. „Das ist jetzt erst einmal der Auftrag an Politik. Das muss geklärt werden. Da gehört Geld in die Hand genommen“, fordert Metzner. Wichtig ist ihm und seinen Kolleg*innen, dass Jugendarbeit nicht gegen andere soziale Probleme ausgetauscht wird.


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Zitat der Woche

„Die Kultur- und Kreativwirtschaft sind bedeutende und unverzichtbare Wirtschaftsbranchen und internationale Aushängeschilder für unsere Stadt“,

sagt die SPD. Die Partei fordert für die Branche finanzielle und unbürokratische Unterstützung in dieser für sie schwierigen Zeit. Vor allem aber sollen die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden. Wir werden verfolgen, wie sich das tatsächlich entwickelt. Zunächst einmal werdet ihr aber in der kommenden Woche mehr über die Personen erfahren, die als Bezirksbürgermeister*in kandidieren.

Bis dahin wünsche ich euch ein wunderbares Rest-Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion

Titelfoto: Julia Schmitz


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