Besser spät als nie: Die Jugendfarm Moritzhof und die gesamte Grünfläche nördlich des Gleimtunnels werden durch einen Bebauungsplan gesichert.
23 Jahre – so lange kann es in Pankow schon mal dauern, einen Bebauungsplan aufzustellen. Konkret ist das gerade nördlich des Mauerparks passiert: Das Gebiet, auf dem die Jugendfarm Moritzhof mit Weideflächen, ein Spielplatz und der Kletterfelsen stehen, wird jetzt mit einem Bebauungsplan gesichert. Nebenan entsteht bekanntlich gerade ein umstrittenes Wohngebiet.
Die Idee, den „Bebauungsplan IV-45 für das Gelände zwischen Bahnanlagen, Schwedter Straße, Gleimtunnel und der Bezirksgrenze zum Bezirk Mitte“ aufzustellen, stammt aus dem Jahr 1995. Nach der Wiedervereinigung setzten sich die Anwohner dafür ein, dass auf dem ehemaligen Mauerstreifen Grünflächen entstehen sollten. Die Idee eines Kinderbauernhofs im Mauerpark gab es schon seit dem Jahr 1990. Um die Nutzung des Gebiets nördlich des Gleimtunnels als Park und für Freizeiteinrichtungen festzulegen, wurde 1995 die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen.
So ein Bebauungsplan ist allerdings eine bürokratisch aufwendige Sache. Und auch die Pläne für den Kinderbauernhof zogen sich, von der Standortsuche zur Finanzierung über einen Baustopp aufgrund Berlins angespannter Haushaltslage. Eröffnen konnte der Moritzhof letztendlich im Jahr 2000. Benannt ist er nach einem einhörnigen Ziegenbock, der damals die Hofattraktion war.
Was lange währt…
Zeitsprung ins Jahr 2018: Inzwischen sind alle Hürden auf dem Weg zum Bebauungsplan genommen. Dem Aufstellungsbeschluss sind ein Verordnungsentwurf, eine zusammenfassende Erklärung und eine über 50-seitige Begründung samt Umweltbericht gefolgt. Der Stadtentwicklungsausschuss hat den Bebauungsplan im Dezember einstimmig beschlossen. „Damit steht der Bebauungsplan jetzt unmittelbar vor dem Abschluss“, sagte der Ausschussvorsitzende Mike Szidat (SPD) den Prenzlauer Berg Nachrichten. Er wird nun auf der Sitzung Mitte Januar von der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) abgesegnet werden.

Quelle: Bezirksamt Pankow von Berlin
Zuletzt hatten unsere Bezirkspolitiker das Thema Moritzhof im Jahr 2011 auf die Tagesordnung gesetzt. Die Verordneten fürchteten damals, durch das nach heftigen Protesten vom Senat durchgesetzte Neubaugebiet der Groth-Gruppe könnten Nutzungskonflikte entstehen. Mit anderen Worten: Den neuen Nachbarn könnten spielende Kinder, meckernde Ziegen und krähende Hähne auf die Nerven gehen.
Bebauungsplan war lange keine Priorität
Anders sah das damals noch das Bezirksamt: Das verwaltungstechnisch aufwendige Bebauungsplanverfahren ruhe und habe keine Priorität. Die Ziele des Plans – nämlich eine Parkfläche mit Kinderbauernhof und Spielflächen – seien sowieso schon realisiert und nicht unmittelbar gefährdet. „Es wird zu gegebener Zeit, soweit es die Prioritätensetzung und die personelle Auslastung zulassen, bis zur Festsetzung fortgesetzt“, vermeldete das Bezirksamt damals in maximaler Vagheit. Dieser fast utopische Zustand ist jetzt, da die Bauarbeiten in vollem Gange sind und die ersten Bewohner bald einziehen werden, allem Anschein nach eingetreten. Auf dem Moritzhof kann also nach Herzenslust weiter gemeckert, gewiehert und gekräht werden.